Friede, Freude, Feierabend

Long time no nothing … die Keimzelle lungert im öffentlichen Raum … das Klima wird rauer …

Während aus der Ferne die Studierenden verschiedener Fächer und nördlicher Länder die Keimzelle weiterhin zum Gegenstand ihrer Erkundungen machen – machen soziale Klimaveränderungen vor Ort der Keimzelle das friedliche Koexistieren unmöglich. Es zerrt an ihr von allen Seiten. Menschen lagern, trinken und verbarrikadieren sich, andere stimmen den Beschwerdegesang an. Dazwischen der kleine Garten arg mitgenommen, das Banner schon längst verloren, Stück für Stück runter getreten. Was tun?!

Geordneter Rückzug für’s erste: Die Trümmer beseitigen, die Erdhaufen verteilen, das Parlament entkernen. Möge Gras drüber wachsen.

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Zum unfreiwilligen Witz des Bauherrn

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… da war die Szene doch nicht ohne Ironie, als Herr Matzen in seiner Eigenschaft als Bauherr nicht nur erklärte, dass er den Bunker an seine Kinder vererben wollen – ähm…war das mit der Erbpacht so gemeint? – sondern sich auch dazu hinreißen ließ, unser Protestplakat zu präsentieren und zu dechiffrieren:

Hotel – heiße nicht Hotel, sondern Gästehaus. Eventhalle – wäre keine Eventhalle, sondern eine Sporthalle, in der auch Konzerte stattfinden. Bier-Garten – sei kein Biergarten, sondern ein Garten, wo man auch wunderbarer weise Biertrinken könne. Und wer hat was davon? Na die, welche Bier trinken.

Bei aller Ironie bleibt jedoch ein beunruhigender Befund am Ende übrig: Diese „Anhörung“ zu den Bauplänen auf dem Bunker an der Feldstraße war keine. Politik, Verwaltung und Bauherr waren sich in der Rechtfertigung  des Bunker-Aufbaus schon einig auf dem Podium und das geladene Volk wurde von oben herab in seinen Beiträgen kurz gehalten, zurechtgewiesen und aufgeklärt, wie eine unmündige und aufmüpfige Kinderschar. Sapere Aude!

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Fundstücke: Mal was Charmantes zwischendrin

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Bunker ohne Aufbau

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Der geplante Mega-Aufbau auf dem Feldbunker mit seinen Inhalten und seinem Fassadenspiel (Hotel, Eventhalle, Bier-Garten, Pseudo-Beteiligung, Mahnmal-Beseitigung) torpediert das demokratische Anliegen einer behutsamen, nachbarschaftlichen Stadtgestaltung von unten.

Jetzt wurde vom Investoren der Bauantrag zum Aufbau beim Bezirk zur Prüfung eingereicht und der Bezirk macht eine Info-Veranstaltung, damit die Bürger und Anwohnenden auch zu Wort kommen.

Mittwoch, 4. November 2015, 19:30 Uhr
Budapester Straße 58, Aula des Wirtschaftsgymnasiums

Wir „… haben die Gelegenheit, Hinweise und Anregungen zu geben.“

Kommt also zahlreich und gebt Hinweise und Anregungen!
Politik, Verwaltung und „Bauherrin“ sowie Hildegarden werden da auch sein. Es ist ein Termin, der sich als wirkungsvoll erweisen könnte.

Übrigens: Die Keimzelle hat – wie viele andere Gruppen und Personen – die Resolution „Bunker von unten“ unterzeichnet, die sich gegen die derzeitige Ausbau-Planung für den Bunker an der Feldstraße richtet und für bessere Alternativen plädiert (http://feldbunker.blogsport.eu).

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Keimzelle – TAUSCHPLATZ für Alle

Der einen und dem anderen mag es schon vor Ort aufgefallen sein – wir haben uns seit Anfang Mai umbenannt und sind nun Tauschplatz, Foodsharing-Platz und Garten in einem. Vielen Dank an die Unterstützer/innen von Foodsharing, die seit über einem Monat unsere Box im Parlament täglich mit tollen (überwiegend Bio-) Lebensmitteln befüllen.

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3. Saatguttauschbörse Hamburg | Wem gehört die Biodiversität?

Am Sonntag dem 8.3. 2015 fand die dritte Saatguttauschbörse im Centro Soziale statt, mit deutlich mehr BesucherInnen als im Vorjahr!
Bei sommerlichen Temperaturen wurde vorm Centro getauscht und drinnen gelauscht.

Einer der Höhepunkte des Tages war der bewegende Vortrag „Projekt 15th Garden Network Syrien“ von Mohammad aus Syrien.

Aktuell brauchen die Menschen in Syrien dringend unbehandeltes Saatgut, das ihnen Unabhängigkeit, Selbstversorgung und ein Leben in Würde ermöglicht.

Kontakt für Saatgutspenden: 15thgarden( a t )riseup.net

 

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Performance in der Lounge des CCC [31C3]

Die Keimzelle war mit einer Rede über City Hacking mittels Raumnahme und Urban Gardening beim 31. Chaos Communication Congress in Hamburg dabei.

Klar wurde: Haecksen, Hacker und StadtgärtnerInnen einen durchaus dieselben Ziele!

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Bunker-Aufbau oder doch Alternativen?

Mit der gemeinsamen Stellung von der Keimzelle, dem Gartendeck und Kebap kam der Stein ins Rollen: Statt den Ausbau des Flagbunkers an der Feldstraße wie geplant durchzuziehen, sehen sich die Planer plötzlich einer Reihe kritischer Fragen ausgesetzt. Zunächst schien das mediale Showdown, das sich das „Planungsbüro Bunker“ zur Akzeptanzbeschaffung ausgedacht hatten, wie am Schnürchen zu laufen. Von vielen, die wenig wussten, gab es Applaus für die Idee, auf dem Dach des St. Pauli-Bunkers fünf weitere Stockwerke aufzutürmen und mit einem Gründach zu ummänteln, das den klingenden Namen „Hilldegarden“ bekam. Doch braucht es an dieser Stelle wirklich noch mehr kommerziell nutzbare Räume — Musikklubs und Filmstudios, einen 1100 qm großen „Kultursaal“ und ein Hotel für 100 Gäste, das natürlich nicht „Hotel“, sondern Künstlergästehaus heißt, damit es etwas kultureller und weniger kommerziell klingt? Wer will hier eine weitere Elbphilharmonie-Architektur?

Denkmal oder Eventisierung?

Fest steht, dass eine 20 Meter hohe Aufbaute Hamburgs bekanntesten Luftschutzbunker als Kriegsmahnmal vergessen macht. Jedenfalls setzen sich die aktuellen Bebauungspläne nicht mit dem ehemaligen, von Zwangsarbeiter*innen errichteten Kriegsbauwerk als einer markanten Gedenkstätte der Stadtgeschichte auseinander. Eher im Gegenteil. Die geplante Umgestaltung würde die Geschichtsvergessenheit durch die Rundum-Rampe und eine oberflächliche Begrünung des Gebäudes mit Sicherheit verstärken.

Akzeptanzbeschaffung

Wie also beschaffen sich die Planer die notwendige Akzeptanz für ihr Vorhaben, dass sie seit über einem Jahr planen und in Politik und Verwaltung unter Ausschluss einer öffentlichen Debatte positionieren? Wie wollen sie die Bewohner der benachbarten Viertel überzeugen? Diesen kniffligen, aber bezahlten Job hat die Crew übernommen, die sich „Hilldegarden“ nennt und teilweise selber aus Anwohnern rekrutiert. Deren Botschaft: Von Anwohnern für Anwohner. Der Sprecher dieser Gruppe ist freilich Mathias Müller-Using – Geschäftsführer der Agentur Interpol Studios. Die wiederum entwickelt und lanciert das Bunker-Projekt in ihrem auf Architektur spezialisierten Geschäftsbereich MetaPol. Bei MetaPol arbeiten nun die beiden Architekten des Bunkerprojekts, die ihrerseits zur „Anwohnergruppe“ Hilldegarden gehören, die wiederum einen Design-Absolventen der Hamburger Kunsthochschule namens Tobias Boeing als Koordinatoren engagiert haben – auch Anwohner – versteht sich. Ihre Idee: Das Ganze unter dem Decknamen „Stadtgarten als Anwohner- und Beteiligungsprojekt“ lancieren — unter dem Motto: ‘Wir setzen endlich eure Wünsche um.’ Wohlwissend, dass einige Viertel-Initiativen sich seit Jahren für das Zustandekommen eines Stadtteilgartens in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bunker engagieren: Nämlich auf den Außenflächen der inzwischen sanierten und neu vermieteten Rindermarkthalle; außerdem hatten sich die Initiativen für eine demokratische Beteiligung am stadtpolitischen Entscheidungsprozess eingesetzt, wie die Halle in Zukunft zum Wohle aller am besten genutzt werden soll. Das Ergebnis dieser öffentlichen langjährigen Auseinandersetzung ist bekannt: Statt des gewünschten GrünAreals für die Anwohner und statt eines Beteiligungsverfahrens für die Planung der Alten Rindermarkthalle, das übliche Geschäft: Parkplätze und eine Top-down-Entscheidung für ein überdimensioniertes Einkaufszentrum.

Bunker-Ufo

Kurz nach der Eröffnung der Supermärkte in der Rindermarkthalle taucht also dann plötzlich am 16. Oktober 2014 dieses sagenhafte Bunker-Ufo auf — zusammen mit schönen Masterplänen für einen „Stadtgarten“ und ein „Beteiligungsprojekt“. Ein medial inszeniertes Miniatur-Modell zeigt eine kolossale Aufbaute, hübsch grün durch allerlei „Urban Gardening“. Urban Gardening — eigentlich ein Urbanismus von unten — wünschen sich inzwischen wohl auch Stadtplaner und Architekten — von oben — für den urbanen Raum der Zukunft. Indes bleiben sämtliche Aussagen zu den für die öffentliche Nutzung gedachten Grünflächen im Ungefähren. Mal ist von Urban Gardening die Rede, mal von einem Park zur Erholung, mal geht es um einen 5800 Quadratmeter großen Stadtpark (Hamburger Abendblatt „Dach des Feldstraßen-Bunkers wird zum Stadtgarten“, 17.10.2014), mal um 1400 qm „Dachgarten“ und dann wieder um 1800 qm Fläche für „immergrüne Pflanzen“.

Große Skepsis

Der kleine Schönheitsfehler an diesem Ufo-Masterplan: Als die Hilldegarden-Truppe ihr Überraschungsei nach monatelanger Geheimhaltung auspackt und dem Stadtteil zu „Beteiligung“ präsentiert, schlägt ihnen zur eigenen Überraschung reichlich Skepsis entgegen. Einer der Architekten rechtfertigt den mehrgeschossigen Aufbau mit der skurrilen Begründung, dass die teure Konstruktion einer öffentlichen Zuwegung zum Dach mit den vermieteten, neu zu bauenden Räumen gegenfinanziert werden müsste. Als ob die lukrativen Dachetagen mit einer Gesamtfläche von ca 9000 qm nur gebaut würde, damit das Karoviertel endlich seinen Stadtteilgarten bekommt.

Machtspiele der Stadtpolitik

Doch die Gartenthematik ist nur ein Element in dieser Enthüllungsgeschichte und zwar, wie sich zeigt, das nebensächlichste. In der Süddeutschen Zeitung wurde die Keimzelle mit den Worten zitiert, die Hamburger Politik habe den existierenden Urban Gardening Initiativen bislang die notwendige Unterstützung verweigert („Da kann ja jeder gärtnern“, SZ vom 17.11.2014). Dem ist an dieser Stelle und angesichts der aktuellen Ereignisse hinzufügen, dass es bei der geplanten Bunkerbebauung um weitreichendere Machtspiele der Stadtpolitik geht. So ist der eigentliche Skandal gar nicht einmal die skrupellose Instrumentalisierung des Anwohner-Engagements seitens der Projektentwickler. Was die Geschichte auflädt, ist die Tatsache, dass hinter der schönen Fassade von Architekturmodellen und Beteiligungsfloskeln das weniger schmucke Profitinteresse eines Großinvestors steckt.

Der 6 Millionen Deal

Denn nach und nach kommt heraus: Im Hintergrund agiert das Kapital. Man erfährt, dass es einen privaten Eigentümer gibt, der den markanten St. Pauli-Bunker von der Stadt gepachtet hat. Dieser Deal wurde schon vor 20 Jahren besiegelt. Damals entschied sich der Hamburger Senat dafür, Herrn Dr. Thomas Matzen eine großzügige Gewinnmarge einzuräumen. Für lediglich 6 Millionen D-Mark erhielt der Investor mit einem Pachtvertrag über 60 Jahren das Recht, den Kriegsbunker zu nutzen. Die kommerzielle Vermietung der ausgebauten Räumlichkeiten haben ihm längst ein zigfache Rendite eingebracht.

Kulturbehörde verschenkt noch mehr Geld

Stellt sich die Frage, ob solche Entscheidungen, städtisches Eigentum für billig abzugeben, im Interesse der Allgemeinheit sein können? Hoffen wir, dass die Stadt Hamburg sich in Zukunft anders entscheiden wird. Doch vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die Kulturbehörde den bestehenden Erbpachtvertrag auf insgesamt 99 Jahre verlängern will – und das für Herrn Matzen völlig entgeltfrei und möglichst schnell. Warum nur auf 2,56 Millionen Entgeld verzichten – eine Summe, die ohnehin lächerlich gering ist, angesichts der anzunehmenden Einnahmen durch die neu gewonnene Mietfläche auf dem Bunker? Simpel gerechnet: Einer Investition von 25 Millionen Euro für 9500 qm zusätzliche Flächen stehen bis zum Jahr 2092 Mieteinnahmen von 50 Mio. Euro gegenüber. Hinzukommen die zusätzlichen Gewinne aus der weiteren Vermietung des Bestandes. Gibt es irgendeinen einigermaßen plausiblen Grund, einem Investor Geld zu schenken?

Und was sagt die Kulturbehörde? Die Begründung ist ebenso absurd wie bemerkenswert. Weil der Investor die Absicht habe, sein Eigentum mit öffentlich zugänglichen Grünflächen auszustatten — oder zu dekorieren, honoriert die Stadt diese geschickte Vermarktungsstrategie großzügig. (siehe „Spinat für die Stadt“, DIE ZEIT vom 27.11.2014)

Das Spiel geht nicht auf

Doch es könnte sein, dass die so großartig eingefädelte PR-Kampagne des Großinvestors und seiner Planer am Ende nicht aufgeht. Denn inzwischen wird selbst in der SPD Widerspruch laut. Der Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf ließ über das Hamburger Abendblatt wissen („Bunker-Umbau: Streit um Millionen-Deal von Kulturbehörde“, 28.11.2014), dass man wenig von dem Zeitdruck halte, mit der diese Causa noch rechtzeitig vor der Wahl durchgedrückt werden solle. Außerdem seien mehr Informationen zu den Details erforderlich. — Tatsächlich geht aus den verfügbaren Bauplänen nicht im Ansatz die genaue Größe und Nutzungsmöglichkeit der „Gründach“-Flächen hervor, die die Stadt Hamburg mit 2,56 Millionen subventionieren will. Inzwischen regen sich auch in der Kulturbehörde Zweifel: Die Senatsdruckssache werde noch einmal geprüft, ist zu erfahren (St. Pauli Blog „Der Deal hinter dem Bunker-Dachgarten“, 2.12.14). Gut so.

Oder doch einen Stadtteilgarten fördern?

Immerhin lässt die jüngste Auseinandersetzung um St.Paulis Bunker eine bemerkenswerte Schlußfolgerung zu: Obgleich aus unfreiwilligen Anlass, signalisiert die Stadt mit ihrem Vorgehen dennoch die Bereitschaft, die Realisierung eines öffentlich genutzten Stadtteilgartens im Karoviertel endlich politisch und finanziell fördern zu wollen. Und damit es nicht heißt, die Anwohner-Initiativen wäre immer nur gegen etwas, kann „Keimzelle goes GrünAreal“ hier gerne zwei Alternativen vorschlagen:

Alternative 1 „Ganz oben“:
Ohne mehrgeschossiger Aufbaute und mit Unterstützung der offenbar gründachförderwilligen Kulturbehörde entsteht auf dem Flachdach des Bunkers ein öffentlicher Stadtteilgarten. Der Bunker bleibt dadurch als Kriegsmahnmal in seiner ursprünglichen Form und Ansicht erhalten. Als Teil des Stadtteilgartens wird eine Dauerausstellung zur Geschichte des Bunkers entwickelt und installiert. Im Stadtteilgarten findet darüber hinaus ein langfristiger Beteiligungsprozess für die Planung der endgültigen Nutzung der ehemaligen Rindermarkthalle statt.

Alternative 2 „Von unten“:
Es entsteht ein öffentlicher Stadtteilgarten zwischen dem Bunker und der Rindermarkthalle. Etwa durch eine kleine Verlegung des Recyclinghofs, von seiner derzeitigen unverschatteten, süd-seitigen Fläche hinter dem Eingang zur U-Bahn Feldstraße auf das momentan leerstehende, nord-seitige Grundstück vor dem Bunker (vormals Tankstelle). Dann gäbe es einen Stadtteilgarten, der Bunker behielte seine Würde und das alles bliebe ohne weitere Eventisierung/Gentrifizierung des Viertels.

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Gemeinsam Stellung beziehen

Liebe Freundinnen und Freunde des lokalen Stadgärtnerns – wahrscheinlich haben der eine oder die andere durch die Medien mitbekommen, dass der Bunker an der Feldstraße in direkter Nachbarschaft zum Karoviertel um die Hälfte seiner Höhe aufgestockt werden soll. Der Neubau wird überzogen mit einem „Stadtgarten“, der ein „Anwohnerprojekt“ sein soll.

Zu diesen Plänen und vor allem ihrer Selbstdarstellung als urban gardening und als Anwohnerprojekt haben die langjährigen Stadtgärten Gartendeck, KEBAP und Keimzelle nun eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht:

Eine Stellungnahme von Keimzelle, KEBAP, Gartendeck

Am 16. Oktober wurde zur Vorstellung eines grünen Stadtteilprojektes in die Hanseplatte geladen: “Ein großer Stadtgarten mitten in St. Pauli”, unterzeichnet mit “Hilldegarden”. Hinter der Initiative verbirgt sich die Agentur Interpol, die den bestehenden Bunker in ein mehrstöckiges Großprojekt, samt imposanter Dachbegrünung, erweitern möchte. Die suggerierte Nähe zu den bestehenden Gemeinschaftsgärten nehmen Keimzelle, KEBAP und Gartendeck zum Anlass einer Stellungnahme.

Die Keimzelle fragt sich: Kann das sein?
Die Keimzelle fordert seit 2011 ein „GrünAreal“ auf dem Gelände der Rindermarkthalle, in unmittelbarer Sichtweite des nun vorgestellten Großprojektes. Die jahrelangen Bemühungen wurden vom Bezirk mit dem knappen Kommentar abgewatscht: nicht genehmigungsfähig und ansonsten Schweigen.

Und dann plötzlich aus dem Nichts, wie ein Ufo, ist alles da. Weit oben. Nichts von unten. Nun fehlt nur noch, dass die fertigen Pläne vom Volk abgesegnet werden. Ab jetzt dürfen wir mitmachen und die gewünschte Bespielung übernehmen. Ist das Anwohnerbeteiligung? Ist das urban gardening für Alle? Der Bezirk findet diese neoliberale Privatinvestorenlösung prima. Denn städtische Flächen zur Verfügung zu stellen, etwa für das seit Jahren geforderte GrünAreal auf dem Gelände der Rindermarkthalle, sieht sich die Politik nicht in der Lage.

KEBAP schaut hinter die Kulissen
Das Kulturenergiebunker-Projekt KEBAP entwickelt seit 2011 mit den Anwohnern eine kulturelle und energetisch innovative Neunutzung des Bunkers in Altona Nord und kämpft auf behördlichen und politischen Ebenen um Anerkennung und Unterstützung. Auch ein Dachgarten für Anwohner_innen gehört zu dem Projekt, das von Anfang an seine Pläne zur Diskussion stellte und das Gärtnern auf ebener Erde am Bunker schon jetzt betreibt.

Werbeagenten, Großpächter und Architekt haben geschützt vor der störenden Öffentlichkeit heimlich einen Masterplan samt Initiative entworfen und dann die Marketingmaschine gefüttert. Das Projekt “Hilldegarden” betreibt eine Entsolidarisierung mit bestehenden Initiativen – statt Gesprächen gab es Geheimhaltung, statt Austausch wird nur versucht auf die wertvolle Akzeptanz der bestehenden Anwohner*innen-Projekte und den Trend des urban gardening aufzuspringen. KEBAP spricht sich gegen Versuche der Vereinnahmung aus und fordert mehr Transparenz.

Das Gartendeck hört die Politik schon applaudieren
Das Gartendeck St. Pauli hat eine lange leerstehende Brache in einen lebendigen Gemeinschaftsgarten verwandelt. Seit nunmehr vier Jahren wird in der Großen Freiheit praktiziert, was 2016 auf dem Bunker neu entstehen soll. Das Projekt setzt sich zur Zeit vor dem Hintergrund einer “nachhaltigen Verdichtung” für die dauerhafte Nutzung des Geländes im Herzen von St. Pauli ein.

Wir stehen den vorgestellten Bauplänen für den Bunkerbau kritisch gegenüber, weil wir befürchten, dass sich das Großprojekt negativ auf die Unterstützung, vor allem seitens der Politik, für ehrenamtlich und gemeinnützig agierende Initiativen aus dem Stadtteil auswirken könnte. Wir wollen nicht mit der Aussage konfrontiert werden: “Auf dem Bunker entsteht ein spannendes Projekt – beteiligt Euch doch da!” Eine privatwirtschaftliche Initiative darf keine Alternative für offene, nicht kommerzielle Freiräume sein.

Summa Summarum:
Alle hier beschriebenen Urban Gardening Projekte zeichnen sich durch Teilhabe, freiwilliges Engagement und den Aspekt der Öffentlichkeit aus. Gärtnern bedeutet für uns, keine fertige Vision zu enthüllen; die Gärten dienen vielmehr als Experimentierfelder für sozialen, kulturellen und nachbarschaftlichen Austausch.
Zwar ist ein Ausbau von Grünflächen auf St. Pauli vor dem Hintergrund einer seit Jahren anhaltenden Nahverdichtung zu begrüßen, jedoch verurteilen wir die marketingtechnisch gewitzte Präsentation des Großvorhabens, das sich in unseren Augen mit fremden Federn schmückt. Die vorgestellten Bunker-Pläne sollten daher in erster Linie als Bau- und nicht als Freiraumprojekt bewertet werden.

Die geplante Bunkergroßbaustelle beschert uns eine grüne Aufwertungsspirale. Gerade deswegen wäre eine stadtpolitische Unterstützung der Anwohnerinitiativen nötig.

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St. Pauli Stadtgarten von unten: ein Platz des solidarischen Gemüse

(… sicherlich wird in Kürze noch das eine oder andere Wort zu verlieren sein über das jüngst lancierte Greenwashing für den Bunker an der Feldstraße … aber erst einmal wollen wir zu unseren eigentlichen Plänen einladen…) 

An alle Gemüse-Liebhaber_innen, Stadtgarten-Interessierten, Garten oder Parzellenbesitzer und -Besetzer_innen:

Kommt vorbei am Donnerstag den 30.Oktober 2014 um 19 Uhr

Es steht nämlich die Idee im Raum, die Fläche der jetzigen „Keimzelle“ im Karoviertel nicht einfach aufzugeben, sondern einen Platz der Solidarität und der Nachhaltigkeit und der städtischen Lebensmittelversorgung zu schaffen, auf dem unterschiedliche Gruppen & Einzelpersonen zusammenkommen können, um Lebensmittel-Überschüsse und Info´s auszutauschen, veganes Essen zu kochen und Gemüse anzubauen.

Ein Selbstversorgertausch mit wöchentlichem Stand am Samstag, parallel zum Flohmarkt ist im Gespräch. Hier sollen Projekte und Einzelpersonen von ihnen selbst im Überfluss erzeugte Produkte gegen Spende oder Sachwerte abgeben bzw. eintauschen können. Damit der Platz ein Freiraum und Ort zum Hingehen und Rumsitzen bleibt, sollen die Hochbeete von vielen Leuten gepflegt und begärtnert werden.

Wir erhoffen uns eine starke Vernetzung aller aktiven Gärtner_innen und eine Stärkung der bestehenden Strukturen und der Motivation durch die geleistete Umverteilung und selbstorganisierte Nahversorgung und das gemeinsame Essen und Gärtnern.

Dafür treffen wir uns:  Do. 30.10. 2014, 19 Uhr, Treffpunkt Keimzelle, Karoviertel

Lasst uns gemeinsam überlegen: wie der Platz gestaltet werden soll – was kann sonst noch stattfinden kann (z.B. Vokü)
 – wer Lust hat, den Garten weiter zu betreuen
 – was passieren müsste, damit der Ort als solidarischer Platz weiter gerne besucht und genutzt wird
 – welche Regeln wir dem SV-Tauschmarkt geben wollen (z.B. nur Direkterzeugnisse, natürlich keine Händler)
 – welche Struktur wir der Organisation geben wollen bzw. welche Einbindung in bestehende Strukturen.

Welche Ideen und Fragen hast Du zu dem Thema?
 
Bitte kommt zahlreich damit wir alle unsere Wünsche, Erfahrungen und Vorstellungen für das nächste Jahr zusammentragen und gemeinsam an der Verwirklichung arbeiten

Bis bald, 

Eure Leute vom Waldgarten, veganer Küche, Hof vorm Deich und Keimzelle

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